Die lauernde Furcht - 24 Horrorgeschichten (German Edition) by Lovecraft H. P

Die lauernde Furcht - 24 Horrorgeschichten (German Edition) by Lovecraft H. P

Autor:Lovecraft, H. P. [Lovecraft, H. P.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783865522894
Herausgeber: Festa
veröffentlicht: 2013-11-25T23:00:00+00:00


Herbert West – Reanimator

I. Aus dem Dunkel

Von Herbert West, der auf dem College und im sonstigen Leben mein Freund war, kann ich nur mit äußerstem Grauen sprechen. Dieses Grauen ist nicht allein auf die entsetzliche Art und Weise seines kürzlichen Verschwindens zurückzuführen, sondern verdankt sich auch dem generellen Charakter seines Lebenswerkes; vor mehr als siebzehn Jahren wurde es zum ersten Male spürbar, als wir beide im dritten Jahr unseres Studiums an der Medizinischen Fakultät der Miskatonic-Universität in Arkham standen. Während er bei mir war, faszinierte mich, seinen engsten Gefährten, das Wunderbare und Teuflische seiner Experimente über alle Maßen. Nun, da er verschwunden ist und der Bann gebrochen, macht sich die Furcht verstärkt bemerkbar. Erinnerungen und Spekulationen sind stets schrecklicher als die Realität.

Der erste grausige Vorfall während unserer Bekanntschaft war der größte Schock, den ich je erlitt, und ich berichte nur widerwillig davon. Wie ich bereits sagte, trug er sich zu, als wir an der Medizinischen Fakultät studierten, wo West bereits berüchtigt war wegen seiner abenteuerlichen Theorien über das Wesen des Todes und die Möglichkeit, ihn künstlich zu überwinden. Seine Ansichten, die von der Fakultät und den Kommilitonen weithin ins Lächerliche gezogen wurden, drehten sich um die grundlegend mechanistische Natur des Lebens; sie betrafen Mittel, die organische Maschinerie des Menschen nach dem Versagen der natürlichen Lebensprozesse mittels einer wohlberechneten chemischen Einwirkung weiter zu betreiben. Bei seinen Experimenten mit verschiedenen belebenden Lösungen hatte er eine immense Anzahl von Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen, Hunden und Affen getötet und behandelt, bis er sich zum größten Ärgernis der Universität entwickelt hatte. Mehrere Male war es ihm tatsächlich gelungen, Lebenszeichen bei anscheinend toten Tieren hervorzurufen, in vielen Fällen sogar sehr heftige; doch bald schon sah er ein, dass die Vervollkommnung seiner Methodik, sollte sie denn möglich sein, notwendigerweise eine lebenslange Forschungsarbeit voraussetzte. Ebenso wurde ihm klar, dass er aufgrund der Tatsache, dass dieselbe Lösung bei verschiedenen biologischen Arten nie die gleiche Wirkung zeigte, für ihre gezielte Weiterentwicklung menschliche Versuchsobjekte benötigte. An dieser Stelle geriet er zum ersten Mal mit der Hochschulleitung in Konflikt und wurde von keinem geringeren Würdenträger als dem Dekan der Medizinischen Fakultät persönlich – dem gelehrten und gütigen Dr. Allan Halsey, an dessen Werke zugunsten der Kranken sich jeder ältere Einwohner Arkhams erinnert – von weiteren Experimenten ausgeschlossen.

Ich war Wests Bestrebungen gegenüber immer außerordentlich tolerant gewesen, und oftmals diskutierten wir über seine Theorien, deren Verzweigungen und Folgerungen nahezu unendlich erschienen. Da er Haeckels Ansicht teilte, alles Leben sei ein chemischer und physikalischer Prozess und die so genannte ›Seele‹ ein Mythos, glaubte mein Freund, dass die künstliche Wiederbelebung der Toten allein vom Zustand des Gewebes abhinge; und dass, sofern der eigentliche Zerfall noch nicht eingesetzt habe, ein mit allen Organen ausgestatteter Leichnam mit entsprechenden Maßnahmen wieder in jenen eigenartigen Zustand versetzt werden könne, den man das Leben nennt. Dass psychische oder geistige Funktionen durch den geringfügigen Verfall der empfindlichen Gehirnzellen beeinträchtigt würden, den selbst ein kurzfristiger Todeszustand durchaus verursachen könnte, war West völlig bewusst. Zunächst hatte er gehofft, ein Reagens finden zu können, das die



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